Mythen,
Legenden und Geschichte |
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Der Medizin oder Schamane erhielt durch sein Eindringen in die Geisterwelt auch Einblick in gewisse zukünftige Ereignisse, von daher schrieben ihm auch viele Stämme prophetische Fähigkeiten zu. Sie waren die Märchen/Geschichten Erzähler der jeweiligen Stämme und hatten einen hohen Stellenwert in den Clans. | ||
Die
Bärenfell-Frau (aus „Mythen der Indianer“) Es lebten einmal neun Kinder, sieben Jungen und zwei Mädchen. Während die sechs älteren Brüder auf Kriegspfad waren heiratete die ältere Tochter, die Bärenfell-Frau hiess, einen Grizzly-Bären. Ihr Vater war darob so erzürnt, dass er seine Freunde zusammen rief und ihnen befahl, die Höhle des Grizzlys zu umzingeln und den Bären zu erschlagen. Als das Mädchen hörte, dass ihr Gatte getötet werden sollte, nahm sie ein Stück von seinem Fell und trug es als Amulett. Mit Hilfe der Zauberkraft ihres Mannes verwandelte sie sich eines Nachts in einen Grizzly-Bären, jagte durch das Lager und tötet alle Leute, sogar ihren eigenen Vater und Mutter, und nur ihr jüngster Bruder und ihre Schwester, Okinai und Sinopa, blieben verschont. Dann nahm sie wieder ihre ursprüngliche Gestalt an und kehrte zur Hütte zurück, in der sich die zwei Waisen befanden. Diese fürchteten sich sehr, als sie bemerkten, dass auch sie getötet werden sollten. Eines Tages war Sinopa zum Flussgegangen und traf dort ihre sechs Brüder. Sie erzählte ihnen, was in ihrer Abwesenheit passiert war. Sie beruhigten sie und baten sie, eine grosse Menge von Feigendisteln zu sammeln. In der Nacht krochen Okinai und Sinopa aus der Hütte, gingen vorsichtig den kleinen Pfad, auf dem die Feigendisteln lagen, hinunter. Dort trafen sie ihre sechs Brüder, die sie erwarteten. Die Bärenfell-Frau hatte gehört, wie ihre Geschwister die Hütte verlassen hatte und eilte hinaus ins Freie. Aber sie trat auf die Feigendisteln und brüllte vor Schmerz und Wut. Sofort verwandelte sie sich in einen Bären und jagte hinter ihren Brüdern her. Aber Okinai war der Lage gewachsen. Er schoss einen Pfeil in die Luft, und so weit dieser flog, so weit entfernten sich auch die Brüder und Schwester von dem wilden Tier hinter ihnen. Das wilde Tier holte sie aber bald wieder ein. Da schwenkte Okinai eine Zauberfeder und schon wuchs dichtes Gestrüpp auf dem Pfad. Aber die Bärenfell-Frau holte sie wieder ein. Nun liess Okinai einen See vor ihr entstehen. Aber die Bärenfell-Frau erreichte im Nu ihre Brüder und Schwester. Dieses Mal zauberte Okinai einen grossen Baum, auf dem die Flüchtigen hinaufstiegen. Der Grizzly-Frau jedoch gelang es, vier der Brüder von dem Baum herab zu ziehen. Da schoss Okinai einen Pfeil in die Luft. Sofort segelte seine kleine Schwester in den Himmel. Er schoss noch sechs Pfeile und jedes Mal wurde ein Bruder in den Himmel befördert. Okinai selbst folgte als letzter. Auf diese Weise wurde die Waisen zu Sternen und man kann sehen, dass sie am Himmel die gleiche Position einnehmen, wie sie sie auf dem Baum hatten. Der kleine Stern auf der Seite des Sternbildes (Grosser Bär) ist Sinopa und die anderen vier, die sich unten zusammendrängen sind diejenigen, die die Bärenfell-Frau von den Aesten gezogen hatte. Im Ganzen hat das Sternbild acht Sterne. |
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